Sonntag, 15. April 2018

Von Beruf Schriftsteller

Autor: Haruki Murakami
Seiten: 240
Verlag: btb
ISBN: 978-3-442-71697-5

Worum geht's?

Haruki Murakami verkörpert den Typus des zurückgezogenen Schriftstellers wie wenige andere. Der japanische Bestsellerautor gilt als ausgesprochen scheu. Doch nun bricht Murakami das Schweigen und lässt uns an seiner reichen Erfahrung als Schriftsteller teilhaben. Anhand von Kafka, Raymond Chandler, Dostojewski und Hemingway sowie anderen Vertretern der Weltliteratur reflektiert er über Literatur und ihre Bedeutung für ihn selbst. Und der Leser begegnet zum ersten Mal dem Menschen Murakami. Wer weiß schon von seiner großen Kennerschaft der klassischen Musik, seiner Leidenschaft für Jazz? Ein einmaliger Blick in die Werkstatt und das Herz eines der größten und erfolgreichsten Schriftsteller unserer Zeit. Und im Grunde das, was Murakami in seiner Zurückhaltung nie schreiben würde: eine Autobiographie.

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Wer ist der Autor?

Haruki Murakami, geboren 1949 in Kyoto, ist der international gefeierte und mit den höchsten japanischen Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Roman "Gefährliche Geliebte" entzweite das Literarische Quartett, mit "Mister Aufziehvogel" schrieb er das Kultbuch seiner Generation. Ferner hat er die Werke von Raymond Chandler, John Irving, Truman Capote und Raymond Carver ins Japanische übersetzt.

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Wie fand ich es?

> Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom btb Verlag zugeschickt. <

Auch wenn ich von diesem Autor noch nichts gelesen habe, hat man ihn mir schon so oft empfohlen, dass mein Interesse geweckt war, als ich dieses Buch entdeckte. Da ich auch selbst schreibe wollte ich mir Hintergrundfakten, Gedankenspiele und Tipps von einem (offenbar) echten Profi nicht entgehen lassen.

Haruki Murakamis Essays, die in diesem Buch zusammengefasst sind, sind persönlich und bestechen vor allem dadurch, dass er seine Erfahrungen, seine eigenen Sichtweisen und Erlebnisse verarbeitet, ohne sich über seine Leser zu stellen oder seine eigenen Eindrücke für universell gültig zu erklären. Er präsentiert seine Methoden des Schreibens, seinen Weg zu diesem schon etwas außergewöhnlicheren Lebensweg, persönlich und angenehm nüchtern. Dennoch hat sein Schreibstil eine gewisse Verträumtheit, eine lockere Ernsthaftigkeit spricht aus den Sätzen, die ihn zu einem guten Erzähler macht. Teile des Buchs waren wie für einen Vortrag geschrieben, und man merkt es den Essays positiv an.

Es geht nicht nur um das Schreiben, sondern auch um viele andere Aspekte aus dem Leben des Autors. Insbesondere seine Studentenjahre empfand ich als sehr interessant, wohl auch da ich generell vom Leben und der Geschichte Japans nicht soo viel Ahnung habe, habe ich einiges Neues erfahren. Zum Beispiel über die Studentenunruhen. Aus diesem Teil des Buchs ist mir besonders folgendes Zitat im Gedächtnis geblieben, das eine Wahrheit beinhaltet die ich wahnsinnig wichtig finde und die wir uns alle mehr zu Herzen nehmen sollten: "Worte haben Macht, aber sie sollten einer gerechten Sache dienen. Sie dürfen nicht allein für sich durch die Gegend spazieren." (S. 29)
Auch die sozialkritischen Aspekte waren spannend und er sprach sehr viel an, dass ich so nur unterstützen kann z.B. zum Bildungssystem (man könnte die Kritikpunkte die Murakami anbringt auch auf unser deutsches beziehen, wenn auch auf einer anderen Ebene, Geschichten wie die des Mädchens das in Kobe gestorben ist weil sie zu spät zur Schule kam sind einfach aufrüttelnd - wenn aus dem zugrunde liegenden System so etwas entstehen kann, gehört es einfach grundsätzlich verändert).

Haruki Murakami hat eine sehr eigene Art, zu erzählen. Er wiederholt sich manchmal, schreibt fast behutsam, so, als wolle er ganz sicher gehen, dass er auch richtig verstanden wird, und ufert in seinen Erklärungen ab und an aus. Das macht seine Essays allerdings nicht langwierig oder umständlich, nein, ich hatte beim Lesen vielmehr das Gefühl in einem Vortrag zu sitzen, bei dem ich wirklich aufmerksam zuhören will, um auch ja nichts zu verpassen. Die Sorgfalt, die Haruki Murakami spürbar jedem Thema widmet das er in diesem Buch aufgreift, ist faszinierend. Es herrscht eine Ernsthaftigkeit vor, die nicht erdrückt, sondern an den Text fesselt.

Nach dieser Lektüre werde ich mich bei meinem nächsten Trip zu Buchladen oder Bibliothek mal nach Werken von ihm umsehen - denn seine Art zu denken hat mich beeindruckt. Sehr sympathisch gemacht (und seine Erzählungen interessanter) hat ihn seine Vielfältigkeit - nicht nur über das Schreiben an sich, auch z.B. über das Übersetzen hat er schon auf den ersten Seiten einiges zu erzählen. Ich habe das Gefühl mit "Von Beruf Schriftsteller" wirklich etwas gelernt und meinen Horizont erweitert zu haben, und sehe manche Dinge am Schreiben und der Welt der Fiktion mit neuen, teils kritischeren, teils faszinierten Augen.

Für jeden der sich mit dem Schreiben und Haruki Murakami auseinandersetzen möchte, dem kann ich dieses Buch empfehlen!

 Sterne

Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar an den btb Verlag und das Bloggerportal Randomhouse!

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