Sonntag, 18. Oktober 2015

Tage wie Salz und Zucker

AutorIn: Shari Shattuck
Seiten: 368
Verlag: Rowohlt
ISBN: 978-3-499-26867-0

Worum geht's?

Zwei ungleiche Frauen, eine einzigartige Geschichte. 

Ellen Homes liebt es, ihre Mitmenschen zu beobachten - sie selbst aber möchte nicht gesehen werden. Sie versteckt sich hinter zu vielen Kilos und ihr Gesicht hinter langen Haaren. Nachts putzt sie in einem Riesensupermarkt. Eines Tages trifft Ellen im Bus eine junge Frau: Temerity ist blind, sprüht vor Lebensfreude, hat keinerlei Berührungsängste. Sie ist der erste Mensch seit langem, der Ellen «sieht». Die folgt ihr fasziniert und rettet sie prompt vor zwei Handtaschendieben. Fortan ist nichts mehr, wie es war. Temerity lockt Ellen gnadenlos aus der Reserve. Zusammen fangen die beiden ungleichen Freundinnen an, sich einzumischen - immer da, wo jemand sich nicht wehren kann oder wo Unrecht geschieht. Sehr schnell wirbeln sie jede Menge Staub auf ...

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Wer ist die Autorin?

Shari Shattuck, 1960 in Atlanta, Georgia, geboren, begann ihre Karriere als Model und Schauspielerin schon mit 16. Sie spielte in über 200 Filmen, Theaterstücken und Fernsehserien mit. Sie hat mehrere Krimis geschrieben und lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Kalifornien. Neben ihrer Schriftsteller- und Schauspieltätigkeit engagiert sie sich mit Herzblut in der Desi-Geestman-Stiftung für krebskranke Kinder. Ihre wichtigste Botschaft ist, nicht das Äußere einer Person zu bewerten, sondern den Menschen zu sehen, der sich dahinter verbirgt.

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Wie fand ich es?

Dieses Buch hinterlässt mich ein wenig traurig über das nicht ganz genutzte Potenzial der Grundidee. Von Anfang bis etwa einem Dreiviertel der Geschichte war die Geschichte berührend, interessant und hatte eine meiner Ansicht nach wirklich wichtige Botschaft - es ist völlig unerheblich wie jemand aussieht, wie viel Geld er hat und was sonst noch so für oberflächliche Eigenschaften aufgenommen werden können. Jeder trägt die Möglichkeit in sich, ein guter oder ein schlechter Mensch zu sein, oder natürlich einer Grauschattierung zwischen diesen beiden Extrempunkten anzugehören, und danach sollte er beurteilt werden. Hinter jedem Menschen den man auf der Straße sieht und der dick oder dünn, goß oder klein, ungewöhnlich oder durchschnittlich aussieht, kann sich ein Held verbergen.

Die Charaktere sind sehr individuell und außergewöhnlich gestaltet. Sowohl Ellen als auch Temerity mochte ich sehr gern, und ihr Zusammenspiel war einfach etwas Besonderes. Sie beide sind ein wenig besondere Figuren, bei denen ich jedoch zu keiner Zeit Schwierigkeiten hatte, mich mit ihnen zu identifzieren. Die Freundschaft der beiden gefiel mir wirklich gut. denn sie halfen sich gegenseitig und besonders Temerity ermunterte Ellen dazu, "sichtbar" zu werden und sich dem Leben mutig zu stellen.

Der Schreibstil ist recht einfach, kann den Leser aber dank der Charaktere mitreißen und es entwickelt sich leicht ein Lesefluss. 
Leider ist die Geschichte nicht sehr spannend. Das ist an sich ja kein Problem, wenn die Stärken stattdessen besonders in einem poetischen Schreibstil oder etwas anderem liegen würden, doch leider bemerkte man an manchen Stellen das Fehler von Action und nervenzerreißenden Momenten. Denn in diesem Buch passiert ja schon einiges und beispielsweise der "Kampf" gegen Ende verspricht eigentlich eine Menge Spannung und Adrenalin. Solche Momente wurden leider manchmal zu schnell abgewickelt. Der Handlungsaufbau hat mir an sich aber sehr gut gefallen, er war ausgewogen und die Nebencharaktere die Ellen und Temerity "retten" wurden gut zu verschiedenen Zeitpunkten in die Geschichte eingeführt und beschrieben sich gleichzeitig durch ihr Handeln und kurze Abrisse ihres Aussehens und Auftretens von Ellen.

Gegen Ende ließ das Buch wie schon erwähnt leider nach. Die ohnehin recht maue Spannung erhielt einen deutlichen Dämpfer und das ganze Ende war zu kostruiert und auch ein wenig vorhersehbar. Ich hätte nach der bis dahin wunderbaren Geschichte mit einer etwas spannenderen Auflösung gerechnet, die dabei aber nicht ganz so perfekt ausfällt, denn schließlich geht es in diesem Buch - so habe ich es wenigstens verstanden - darum, das auch unperfekt wundervoll sein kann. Leider bekommt der Leser ein Ende so unnatürlich wunderbar, dass auch einfach ein Einhorn hätte auftauchen und mit den Bösewichten wegreiten können. Schade!

"Tage wie Salz und Zucker" ist insgesamt dennoch ein mutiges, starkes Buch, auf das man sich einlassen und an das man auch ohne Erwartungen herangehen sollte. Es ist ein Buch über Stärke und Hilfsbereitschaft, und über den Mut zu helfen. Auch wenn ich ein paar Kritikpunkte habe und das Ende mich enttäuscht hat, kann ich es weiterempfehlen.

 bis Sterne

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