Mittwoch, 13. Januar 2016

Die Krone des Schäfers

AutorIn: Terry Pratchett
Seiten: 384
Verlag: Manhattan
ISBN: 978-3-442-54770-8

Worum geht's?

Noch einmal tut sich Großes auf der Scheibenwelt …
Tiffany Weh, die junge Hexe aus dem Kreideland, musste einige beeindruckende Gegner bezwingen und viele Prüfungen bestehen, bevor die anderen, erwachsenen Hexen der Scheibe sie als eine der Ihren akzeptierten. Nun ist die sie die offizielle Hexe ihrer Heimat, stolz und glücklich – und steht doch vor ihrer bisher größten Herausforderung. Denn tief im Kreideland rührt sich etwas: Ein alter Feind sammelt neue Kraft. Und nicht nur hier, auf der ganzen Scheibenwelt hat eine Zeit der Umbrüche begonnen. Grenzen verschwimmen, Allianzen verschieben sich, neue Mächte entstehen. Tiffany muss wählen zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Gut und Böse. Als sich eine gewaltige Invasion ankündigt, ruft Tiffany die Hexengemeinde auf, ihr beizustehen. Denn der Tag der Abrechnung rückt näher ...

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Wer war der Autor?

Terry Pratchett, geboren 1948, fand im zarten Alter von 13 Jahren den ersten Käufer für eine seiner Geschichten. 1983, viele Erzählungen und Bücher später, schrieb der kleine Mann mit dem großen schwarzen Schlapphut dann seinen ersten Scheibenwelt-Roman – ein großer Schritt auf seinem Weg zu einem der erfolgreichsten Autoren Großbritanniens und einem der populärsten Fantasy-Autoren der Welt. Bevor er von seinen Büchern leben konnte, war Terry Pratchett unter anderem jahrelang Pressesprecher für fünf Atomkraftwerke beim Central Electricity Generating Board – und nach eigener Auskunft schrieb er nur deshalb nie ein Buch darüber, weil es ihm ja doch keiner geglaubt hätte. Seinen Sinn für Realsatire hat der schrille Job jedenfalls geschärft. Von seinen Scheibenwelt-Romanen wurden weltweit rund 80 Millionen Exemplare verkauft, seine Werke sind in 38 Sprachen übersetzt. Für seine Verdienste um die englische Literatur verlieh ihm Queen Elizabeth 2009 sogar die Ritterwürde. Umgeben von den modernsten Computern lebte Terry Pratchett mit seiner Frau Lyn lange Zeit in der englischen Grafschaft Wiltshire. 2007 wurde bei ihm eine besondere Form von Alzheimer diagnostiziert, gegen die der Autor einen erbitterten Kampf führte. Viel zu früh verstarb Terry Pratchett am 12.3.2015 im Alter von nur 66 Jahren.

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Wie fand ich es?

> Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Manhattan Verlag zur Verfügung gestellt. <

TEIL EINER REIHE! EVENTUELL SPOILERGEFAHR!

Mal so vorab: Von den Scheibenweltbüchern über Tiffany Weh habe ich bis auf dieses noch keins gelesen. Dennoch war ich wirklich gespannt und musste "Die Krone des Schäfers" einfach lesen, weil es das letzte Buch eines Autors ist, dessen Bücher mir sehr viel bedeuten. Terry Pratchett schuf das Bild einer veralteten Sichtweise auf die Welt neu und veränderte damit meine Sicht auf die Welt und das Leben, so wie die vieler anderer Leser. Was seine Bücher mir gegeben haben... das ist nicht in Worte zu fassen, und das ist auch gut so.
Und so wollte ich das "Ende" kennen, auch wenn ich ein Stück der Geschichte die dorthin führt noch nicht kenne. Der Weg ist das Ziel und den kann ich in diesem Fall viel mehr genießen, wenn ich weiß, wohin die Reise geht.

Einen großen Teil der Geschichte nimmt, was vermutlich mit Pratchetts Alzheimererkrankung und seinem ihm zum Zeitpunkt des Schreibens schon recht nahe bevorstehenden Ende zusammenhängt, das Thema Tod ein. Relativ zu Anfang verstirbt eine wichtige Person - ich werde jetzte natürlich nicht verraten wer, doch ihr Fehlen prägt das gesamte Buch. 
Wie mit der schwierigen und oft verschwiegenen Thematik umgegangen wurde, empfand ich als sehr angenehm und feinfühlig. Dabei wurde der Tod jedoch nicht romantisiert oder weniger schlimm dargestellt als dieser endgültige Verlust eines Menschen ist. Es wurde vor allem darauf eingegangen, wie die Menschen die dem Verstorbenen nahe standen damit umgehen, und das kann man ohne weiteres direkt in die Realität übertragen.

Nebenbei gibt es natürlich noch Fantasy vom feinsten und einige Konflikte zu bewältigen. Da ich die vergangenen Tiffany-Weh-Romane ja wie erwähnt nicht kenne, hatte ich am Anfang Angst, dass mir der Einstieg in ihre Geschichte schwer fallen würde. Doch im Gegenteil, ob nun die schrulligen Hexen, die Wir-sind-die-Größten, oder die Elfen... ich konnte mir sämtliche Details auch ohne lange Erklärungen sehr gut vorstellen, da sie sehr lebensecht und einprägsam beschrieben wurden. Jeder in diesem Buch hat eine eigene Persönlichkeit, eine eigene Macke, durch die sofort ein Bild vor meinem inneren Auge entstand.

Tiffany Weh, die Protagonistin des Buchs, mochte ich auf Anhieb. Sie trägt für ihr junges Alter schon eine große Verantwortung, und versucht, dieser so gut wie möglich nachzukommen. Natürlich strauchelt sie dabei ab und an, aber sie hört dennoch nie auf sich anzustrengen, sondern arbeitet höchstens noch verbissener, auch wenn sie Selbstzweifel plagen und sie sich nicht sicher ist, ob sie allen Anforderungen gerecht werden kann. Das hat sie mir sehr sympathisch gemacht und ich konnte mich gut mit ihr identifizieren.
Auch viele andere Figuren aus früheren Scheibenwelt-Büchern haben noch einen kleinen Auftritt, sodass man das Buch durchaus als "Abschluss" begreifen kann. Dennoch kommt nicht das Gefühl auf, das mit den letzten Seiten die Geschichte der Scheibenwelt vorbei ist. Nein, sie hören - zumindest habe ich das so empfunden - mit ihrem täglichen Leben auch nach Ende des Buchs nicht auf. Man hat das Gefühl, für sie wird es neue Abenteuer geben, auch wenn wir nichts davon lesen werden. Und wenn ein Autor eine solche Welt geschaffen hat, bei der man das so deutliche Gefühl hat, dass sie eigenständig geworden ist, dann ist das für mich ein absolutes Kunststück!

Man bemerkt auch in diesem letzten Buch, dass Pratchetts Schreibstil sich verändert hat. Das mag an seiner Krankheit liegen, an seiner Entwicklung als Schriftsteller, kurzum ist es eigentlich nicht wichtig warum. Dieses Buch kann man nicht mit "Die Farben der Magie", dem allerersten Roman vergleichen, weder bezüglich des Schreibstils noch der Geschichte. Das sehe ich weder positiv noch negativ an, es ist einfach... anders.
Mir hat es auch in "Die Krone des Schäfers" viel Spaß gemacht, in die Geschichte einzutauchen und den Worten des Autors zu folgen. Oft wurde ich zum Nachdenken gebracht oder musste lachen. Ich habe mich in der Geschichte kurzum wohl gefühlt und wenn sie ein paar inhaltliche Mängel hat, dann ist mir das nicht groß aufgefallen bzw. schlicht egal gewesen. Mich hat "Die Krone des Schäfers" auf jeden Fall überzeugt. Insbesondere das Ende war wirklich berührend und sehr emotional, und hat mich zu Tränen gerührt.

Dieses Buch ist eines, nach dessen Lektüre es einem schwer fällt, wieder in den gewohnten Alltagstrott zu verfallen, zumindest ging mir das so. Es bringt auch im Nachhinein noch zum Grübeln und ist nicht einfach nach der letzten Seite zu Ende. Ich kann es nur jedem wärmstens empfehlen, der wenigstens schon ein oder zwei Scheibenweltbücher gelesen hat (als Einstieg für komplett Neue eignet es sich definitiv nicht!) Es bietet Witz, Spannung und viel Fantasie, aber auch ernste Themen die auf feinfühlige und authentische Weise angesprochen werden. Ich würde ja sagen "Ich werde die Scheibenwelt vermissen!" aber das muss ich ja nicht. Die Bücher, besonders "Die Krone des Schäfers" werde ich ganz sicher erneut lesen, immer wieder und immer wieder. Denn nichts anderes würde ihnen gerecht werden.

 Sterne

Vielen Dank für dieses Rezensionsexemplar an den Manhattan Verlag und das Bloggerportal Randomhouse!

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